par Del Percio, Alfonso;Zienkowski, Jan ;Angermuller, Johannes
Editeur scientifique Angermuller, Johannes;Nonhoff, Martin;Herschinger, Eva;Wrana, Daniel;Ziem, Alexander
Référence Diskursforschung: ein interdisziplinäres Handbuch, Transcript, Bielefeld, Vol. 1, Theorien, Methodologien und Kontroversen, page (364-385)
Publication Publié, 2015
Partie d'ouvrage collectif
Résumé : Die Stellung von Subjekt und Akteur im Diskurs gehört zu den zentralen Problemen der Diskurstheorie. Der folgende Dialog dreht sich um die Schülerin Sarah, die sich mit ihren LehrerInnen (Szene 1), Eltern (Szene 2) und FreundInnen (Szene 3) über die Frage diskursiver Agency auseinandersetzt. Dabei wird sie mit strukturalistischen und poststrukturalistischen sowie pragmatisch-interaktionalen Perspektiven zur Frage konfrontiert, inwiefern Subjekte Diskurse produzieren oder umgekehrt Diskurse Subjekte hervorbringen. Der Dialog greift auf theoretische Positionen in den Sozial- und Sprachwissenschaften zurück, die in Gestalt fiktiver Personen performativ dargestellt und in Beziehung gesetzt werden. Dabei geht es um fundamentale Fragen der Diskurstheorie wie etwa: Wie ist sozialer Sinn zu sehen – als das Produkt einer Grammatik, die von den DiskursteilnehmerInnen ausgeführt wird, oder als das Produkt ihrer kreativen Praxis? Agiert das Subjekt als eine vernunft- bzw. wissensgeleitete Handlungsinstanz oder stellt es eine Illusion innerer Einheit dar, die in kontingenten diskursiven Akten vernäht wird? Inwiefern wird es zum Objekt hegemonialer Praktiken, die auf die Konstruktion einer sozialer Ordnung oder einer Sprachideologie zielen? Die zentrale Figur ist die siebzehnjährige Sarah, die als Tochter eines marokkanischen Vaters und einer deutschen Mutter in einem Gymnasium zwei Leistungskurse in Deutsch und Sozialwissenschaften besucht. Sie sieht sich auf Grund ihrer ungezügelten Intelligenz, ihrer rebellischen Art und ihrer interkulturellen Biographie in ihrer Schule tendenziell als eine Außenseiterin. In der Schule hat sie mit LehrerInnen „aus altem Schrot und Korn“ zu tun. Mit ihren top-down pädagogischen Methoden stehen diese für ältere strukturalistische Tendenzen in der Soziologie und Linguistik. Ihre Eltern dagegen, die die pragmatisch-interaktionistische Wende in diesen Disziplinen personifizieren, sind von dem liberalen und kritischen Geist der 1970er Jahre getragen. Sarah ist kein Kind, das sich einfach mit den Rollen arrangieren würde, die an es herangetragen werden. Immer wieder unterläuft sie die in der Schule vorgeschriebenen Regeln, entzieht sich den normativen Erwartungen ihrer Eltern und verwickelt sich in kritische theoretische Auseinandersetzungen mit ihren FreundInnen.