par Poetini, Christian
Référence Germanistische Mitteilungen, 39, 2
Publication Publié, 2013
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Résumé : Abstract: Die Problematik des Überlebens und Weiterlebens nach dem Holocaust ist ein allgegenwärtiger Topos im Werk von Imre Kertész. Dabei ist es insbesondere der Vorgang des Schreibens selbst, der von Kertész als eine besondere Strategie des täglichen Weiter-Überlebens thematisiert wird. Nicht nur deshalb stellt sich die Frage, warum er seinen Auschwitz-Zyklus in Liquidation mit dem Suizid eines in Auschwitz geborenen Schriftstellers abschließt. Da Kertész sich immer wieder explizit auf Jean Améry bezieht, dessen Freitod er in Dossier K. als „Apotheose“ von Leben und Werk bezeichnet, ist die Frage berechtigt, inwieweit es sich bei dem Roman Liquidation um eine Hommage handelt. Zugleich ist Liquidation eine grundlegende Selbstbefragung des Schriftstellers Kertész. Der Aufsatz zeigt, inwieweit Kertész in Liquidation ein Doppelportrait entwirft, in dem der Überlebensdiskurs der Opfer des Holocaust zur Kernfrage einer Kultur wird, die das Erbe der Vergangenheit als integralen Bestandteil der Gegenwartskultur begreift.